zurück  Iradj Paya - Konzept zur Durchführung einer Veranstaltung über und mit dem Internet während der Breminale 96


  Projektbeschreibung Einleitung

Überall schießen sogenannte "Internet-Cafes" aus dem Boden, mit dem Anspruch, neueste Technologien zur Kommunikation mit kulturellen Elementen zu versehen. Tatsächlich aber bieten diese oft nicht mehr als nur die Möglichkeit des Zugangs zum Internet. Echte Kommunikationsformen können sich aus dieser konsumorientierten Darstellungsform nur mit großer Selbstdisziplin des Rezipienten entwickeln. Vor allem der Charakter des Internet als weltumspannendes Netz zur unzensierten, interaktiven Kontaktnahme verliert an Tiefe. Selbstdarstellung erfordert Selbstbewusstsein, das sich nur Interaktiv entwickeln kann.

Vorhaben

Das in der Einleitung dargelegte Dilemma soll auf der Breminale durch eine gezielte Aktion vermieden werden. Unser Vorhaben zielt auf interaktive projektbezogene Teilnahme am Internet. Wir werden selbstverständlich auch die Möglichkeit des "einfachen Konsum", d.h. des üblichen Stöberns in WWW-Seiten, bieten, im Vordergrund steht allerdings eine "realtime" (Echtzeit) -Kommunikation über ein technisch anspruchsvolles Video-Konferenz-System im Internet. Dieses System wurde von der Universität Cornell in den USA entwickelt. Es soll ein Projekt mit Bezug auf die Welt der Spiele geschaffen werden, das mit einem künstlerischen Vorhaben konkurriert. Als Demonstration der Vielfalt der kommunikativen Möglichkeiten durch dieses neue Medium verstehen wir weiterhin die geplante Aktion "Kamera-Mann", bei der ein mit mobiler Kamera ausgerüsteter Teilnehmer auf Anweisungen aus dem "Netz" reagierend, Bildsequenzen der "Internet-Gemeinde" liefert. Ferner wird alle entstehende sprachlich fassbare Kommunikation durch einen Drucker auf Endlos-Papier dokumentiert.


Die Projekte im Einzelnen

A. Zusammen mit anderen Gruppen im Internet sollen interaktive Spiele gespielt werden, bei denen die kommunikativen Mittel und die globale Vernetzung des Internet voll ausgeschöpft werden können; sowohl mit fest verabredeten Teams, als auch mit zufälligen Surfern, die auf die Breminale stoßen. Diese Spiele werden zum einen unter Verwendung des Video-Konferenz-Systems realisiert, zum anderen auf reiner Textebene stattfinden, so dass jeder Internet Besucher die Möglichkeit der Teilnahme hat.


B. In Zusammenarbeit mit im Internet vertretenen Künstlern und künstlerisch Interessierten soll auf einer ca. 2x4 Meter großen Fläche ein Relief erstellt werden. Dabei soll der Bremer Künstler Iradium zwar Regie führen, aber die Gestaltung weitgehend den vor Ort und über Internet beteiligten überlassen. Es gibt bereits Zusagen einiger Künstler aus Bremen (Tilman Rothermel) und Kassel, sich während der Veranstaltung an dem Projekt zu beteiligen. Geplant ist auch die Einbeziehung einer Künstlergruppe aus den USA. Das daraus entstandene Relief wird im Anschluss an die Aktion im Architekturbüro Colberg ausgestellt.


C. Der "Kamera(ne)t", ein mit mobiler Kamera und Helm versehener Mensch, lässt sich zu bestimmten, vorher angekündigten Terminen über das Internet über den Platz steuern und ermöglicht Teilnehmern aus dem Internet, die Atmosphäre des Geschehens auch visuell zu erkunden.


D. Die Digitale Flut, bzw. das Digitale Kulturzentrum, soll auf der Breminale vorgestellt werden. Dabei sollen die Besucher, auch die Computerlaien, die Möglichkeit erhalten, die WWW-Seiten dieser Interneteinrichtung inhaltlich und grafisch mitzugestalten (inkl. einem digitalen Gästebuch für die Besucher des Medienzeltes).


Die Beteiligten: Gunnar Langmack als freier Mitarbeiter des Kulturzentrums Schlachthof. Internationale Stadt Bremen, der Bremische Internetanbieter. Vertreten durch Ralf Röber, Axel Klatt und Thomas Nerge. IRADIUM drastische visualisierungen. Der Bremer Medien- und Installationskünstler, der u.a. auch 1995 die Aktion "DOOM" für die Breminale durchgeführt hat.
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An dieser Stelle danken wir besonders auch der Firma "Computer Concept" in 27442 Gnarrenburg, den ISDN-Spezialisten, die uns die Hardware zur Verfügung stellen, und der Internationalen Stadt Bremen für die Connectivity.